Heute feiern wir den Tag des Mauerfalls in Deutschland, ein Tag, der für Aufbruch und Freiheit steht. Als die Berliner Mauer damals fiel, ging ein Ruck durch die Welt: Menschen kamen zusammen, neue Verbindungen wurden geknüpft und ein tiefes Gefühl der Befreiung erfüllte die Menschen. Doch nicht alle Mauern sind aus Beton – wir tragen viele von ihnen in uns. Manche davon sind Schutzmechanismen, die wir über Jahre hinweg aufgebaut haben, um uns vor Schmerz und Enttäuschung zu bewahren. Doch wie die Berliner Mauer trennen uns auch diese inneren Mauern manchmal von dem, was uns wirklich glücklich macht.
In meinem Leben bedeutete „Mauern fallen lassen“ anfangs, mich von dem Wunsch zu lösen, mich ständig vor Enttäuschungen zu schützen. Mauern, die ich über Jahre hinweg aufgebaut hatte, schienen mir Sicherheit zu geben: Sie sollten mich vor dem Schmerz bewahren, den ich durch enttäuschte Hoffnungen, Lügen und gebrochene Versprechen immer wieder erlebt hatte. Ich glaubte, durch „Realismus“ und geringe Erwartungen das Risiko zu vermeiden, enttäuscht zu werden. Doch in Wahrheit begrenzte mich diese Haltung. Anstatt die Welt offen zu betrachten, entschied ich mich, innerhalb der vertrauten, aber wenig erfüllenden Grenzen zu bleiben. Diese Grenzen hielten mich in einer Haltung des Misstrauens, des „Abgefunden-Habens“ und des Mangels gefangen.
Den ersten Schritt zum Mauern-Einreißen machte ich, als ich meinen Mann kennenlernte. In ihm sah ich jemanden, der es wagte, seine eigenen Schutzwälle loszulassen und offen zu sein – trotz aller Enttäuschungen, die auch er erlebt hatte. Er zeigte mir, dass Vertrauen eine bewusste Entscheidung ist und dass es Menschen gibt, die diese Chance verdienen. Stück für Stück begann ich, Mauern für ihn einzureißen, ihm Vertrauen zu schenken und mir selbst das Glück zu erlauben, das daraus entstand. In dem Moment, in dem ich mir dieses Vertrauen erlaubte, begann sich mein Leben zu verändern. Plötzlich erkannte ich, dass jedes Stück Mauer, das fiel, mehr Freiheit und Lebendigkeit in mein Leben brachte.
Natürlich bleibt das Loslassen der Mauern auch heute noch mit Ängsten verbunden. Denn mit dem Fall jeder Mauer geht die Möglichkeit einher, erneut verletzt oder enttäuscht zu werden. Die Angst, dass vergangene Schmerzen und Misserfolge sich wiederholen, ist ein ständiger Begleiter. Gedanken wie „Was, wenn ich falle?“ oder „Was, wenn es nicht funktioniert?“ können überwältigend sein. Doch ich habe gelernt, dass diese Zweifel keine Hindernisse sein müssen, sondern Prüfungen meines Vertrauens in mich selbst und in andere.
Ein zentraler Schritt, um meine Mauern zu erkennen und sie nach und nach loszulassen, war die Achtsamkeitspraxis. Durch das tägliche Schreiben in mein Dankbarkeitstagebuch begann ich, meinen Fokus weg vom Mangel hin zur Fülle in meinem Leben zu richten. Ich erkannte die kleinen und großen Fortschritte, die ich täglich machte, und lernte, dankbar für alles zu sein, was bereits in meinem Leben war. Durch Meditation nahm ich auch meine eigenen negativen Denkmuster wahr und konnte sie Stück für Stück loslassen. Diese innere Arbeit ermöglichte es mir, den Ursprung meiner Mauern zu verstehen – und zu erkennen, dass diese längst nicht mehr notwendig sind, um mich zu schützen.
Mauern einzureißen und Vertrauen zu fassen, ist ein schrittweiser Prozess. Am Anfang steht die Erkenntnis, dass die Mauern überhaupt existieren. Dann gilt es, zu verstehen, welche Ängste und Schutzbedürfnisse diese Mauern einst aufgebaut haben – Bedürfnisse, die vielleicht früher notwendig waren, jetzt aber überholt sind. Schritt für Schritt kann jeder Stein dieser Mauer abgetragen werden, indem man sich mutig in kleine, ungewohnte Situationen begibt und sieht, dass man heil und vielleicht sogar gestärkt daraus hervorgeht. Jede dieser Erfahrungen hat mich gelehrt, dass ich die Mauer nicht mehr brauche – dass Vertrauen in mich selbst und in andere viel mehr Schutz und Stabilität bietet als die dicksten Wände.
Für alle, die ihre eigenen Mauern Stück für Stück abbauen möchten, gibt es kleine Schritte, die den Weg leichter machen:
Seit ich damit begonnen habe, meine eigenen Mauern Stück für Stück abzutragen, hat sich mein Leben auf eine Weise geöffnet, die ich mir nie hätte vorstellen können. Das Leben ist lebendiger und intensiver geworden, und die Verbindungen zu den Menschen um mich herum sind tiefer und erfüllender. Mauern, die einst Schutz bieten sollten, haben mich in Wirklichkeit gefangen gehalten. Jetzt, da ich ohne sie lebe, spüre ich eine Freiheit und Leichtigkeit, die mir zuvor unmöglich erschien.
Mauern zu haben, mag uns das Gefühl von Sicherheit geben, doch in Wirklichkeit trennen sie uns oft nur von den schönsten Erfahrungen des Lebens. Der Tag des Mauerfalls erinnert uns daran, dass es niemals zu spät ist, Mauern einzureißen und uns für ein Leben in Freiheit und Offenheit zu entscheiden. Traut euch, den ersten Stein abzutragen – ihr werdet überrascht sein, wie viel Licht, Freude und Erfüllung auf der anderen Seite warten.
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